Mehr Transparenz, bessere Qualität, grüneres Bauen: Seit 7. Januar 2025 gilt die neue EU Bauprodukteverordnung (CPR 2024). Sie verändert Beschaffung, Planung und Ausführung in Europa. Gleichzeitig bleibt genug Zeit zur Umstellung, denn der Übergang erfolgt schrittweise. Daher können Sie laufende Projekte weiterhin sicher umsetzen. Im Folgenden zeigen wir, was die Änderungen für Bauherr:innen, Käufer:innen und Investor:innen in Österreich konkret bedeuten – kompakt, verständlich und mit klaren nächsten Schritten.
So sichern Sie Transparenz bei Materialien
Die zentrale Neuerung: Produktpässe werden Pflicht. Diese digitalen Ausweise (Produktpass = strukturierte Datensammlung) bündeln künftig deutlich mehr Angaben als bisher – von Leistung über Konformität bis zu Sicherheitsinfos und detaillierten Anleitungen. Zudem wird aus der bisherigen Leistungserklärung (DoP) eine erweiterte Leistungs‑ und Konformitätserklärung (DoPC, Nachweis von Leistung, Sicherheit und Umwelt). Erstmals können EU‑weit verbindliche Umweltanforderungen nach EU Bauprodukteverordnung festgelegt werden. Hersteller müssen Nachhaltigkeitsindikatoren nach EN 15804 ausweisen. Somit erhalten Sie belastbare CO2‑Daten zu Baustoffen.
Für laufende Vorhaben gilt Entspannung: Die Verordnung von 2011 läuft parallel zur neuen bis 2040 weiter. Deshalb können Sie in den nächsten Monaten weitgehend wie gewohnt planen und beschaffen. Gleichzeitig nähern Sie sich Schritt für Schritt der neuen Praxis.
Was heißt das im Projektalltag?
Zeitplan: EU Bauprodukteverordnung – diese Fristen
Ab 8. Januar 2026 wird die EU Bauprodukteverordnung praktisch wirksam. Ende 2025 werden erste neue Normen für Betonfertigteile erwartet. Bis 2040 erfolgt der vollständige Übergang. Für aktuelle Bauprodukte gilt: Solange es keine neue harmonisierte Norm gibt, können CE‑gekennzeichnete Produkte (EU‑Konformitätszeichen) nach der alten Regelung weiterverwendet werden. Gleichzeitig sollten Sie Veröffentlichungen aufmerksam verfolgen. Denn mit jeder neuen Norm ändert sich die Nachweisführung und Kennzeichnung Schritt für Schritt.
Ihre Vorteile als Bauherr:in im Überblick
Mit den ausführlicheren Produktinformationen der EU Bauprodukteverordnung verbessern sich Ihre Planungsgrundlagen deutlich. Daher können Sie gemeinsam mit Architekt:in oder Planer:in fundierter vergleichen und entscheiden. Die Berechnung des CO2‑Fußabdrucks Ihres Gebäudes wird dadurch präziser. Zudem steigt die Sicherheit, weil erweiterte Sicherheitsinformationen und klare Gebrauchsanleitungen die Verarbeitung nachvollziehbar machen. Darüber hinaus fördern die verbindlichen Umweltangaben nachhaltige Materialwahl. So identifizieren Sie ökologische Optionen einfacher. Schließlich wird der Markt strenger überwacht. Folglich gelangen minderwertige Produkte seltener in den Vertrieb, was Qualität und Verlässlichkeit stärkt.
Praktische Tipps für Ihr Bauvorhaben
Beginnen Sie in der Planung mit der Materialstrategie nach EU Bauprodukteverordnung. Sprechen Sie früh mit Architekt:in oder Baumeister:in über Produkte mit aussagekräftigen Umweltdaten. Danach berücksichtigen Sie in der Ausschreibung die neuen Informationsmöglichkeiten und verlangen konkrete Angaben zur Umweltwirkung der vorgeschlagenen Materialien. Für Renovierungen lohnt sich der Blick auf gebrauchte Bauprodukte, die künftig ebenfalls harmonisiert werden. Achten Sie außerdem auf die Umstellung bei ETA (Europäische Technische Zulassung) auf Basis von ETAG (Leitlinie): Diese verlieren am 8. Januar 2026 ihre Gültigkeit. Holen Sie sich bei Unsicherheit rechtzeitig Unterstützung – etwa hier: Beratung anfordern.
Digitalisierung im Bauwesen verstehen
Produktpässe vernetzen Daten. So werden Planung, Wartung und Rückbau leichter.
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Zunächst: Bestandsaufnahme
Prüfen Sie Verträge und Listen. Markieren Sie Positionen mit neuen Nachweisen.
- Dokumente systematisch nach EU Bauprodukteverordnung zusammenführen
- CE‑Angaben und Leistungserklärungen sorgfältig abgleichen
- Kennzeichnen Sie Materialien, für die künftig zusätzliche Umweltindikatoren vorliegen
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Danach: Anforderungen klar definieren
Formulieren Sie Ziele für Leistung, Sicherheit und Umwelt.
- CO2‑Ziele gemäß verfügbaren EN‑15804‑Indikatoren festlegen
- Mindestanforderungen an Sicherheitsinformationen und Anleitungen festschreiben
- Vorgaben für digitale Produktpässe und Datenformate in Ausschreibungen
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Anschließend: Ausschreiben & prüfen
Angebote einholen, vergleichen und Nachweise strukturiert prüfen.
- Vergabeunterlagen klar und vollständig halten
- Nachweise zu CE, DoPC und Umweltwerten umfänglich prüfen
- Bei Renovierung gebrauchte Produkte mitsamt Daten berücksichtigen
Nächste Schritte für Bauherr:innen
- Zeitplan beachten: Ende 2025 erste Normen, ab 8. Januar 2026 wirksam, bis 2040 vollständiger Übergang.
- Früh mit Planer:in über Materialien mit belastbaren Umweltdaten sprechen.
- Anforderungsliste für Leistung, Sicherheit und Umwelt mit EN‑15804‑Indikatoren erstellen, damit Angebote gut vergleichbar werden.
- Ausschreibungen anpassen und konkrete Umweltangaben sowie DoPC fordern.
- CE‑Kennzeichnung und DoP/DoPC je Produktgruppe sorgfältig prüfen.
- Bei Renovierungen Optionen mit gebrauchten Bauprodukten prüfen, da diese künftig harmonisiert werden.
- Die Umstellung bei ETA auf Basis von ETAG rechtzeitig einplanen, denn diese Zulassungen verlieren am 8. Januar 2026 ihre Gültigkeit und müssen ersetzt werden.
- Durchführungsakte und Normungsaufträge verfolgen, damit Kennzeichnungen und CE‑Nachweise bei Veröffentlichung Schritt für Schritt korrekt angewendet werden.
Fazit
Die novellierte EU Bauprodukteverordnung macht Bauen transparenter, sicherer und nachhaltiger. Gleichzeitig bleibt der Übergang planbar. In den nächsten zwölf Monaten konkretisieren Durchführungsakte und Normungsaufträge die Details. Davon profitiert die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Baubranche – und Sie erhalten bessere Produkte mit klaren Nachweisen. Nutzen Sie die neue Datentiefe gezielt, und treffen Sie Materialentscheidungen vorausschauend.
Quellen: wko.at, oib.or.at, holzkurier.com, ec.europa.eu, bmwet.gv.at, forum-media.at, bmwet.gv.at, wko.at, bmimi.gv.at, solidbau.at