Sie planen 2025/26 zu bauen und wollen Mehrkosten vermeiden? Nutzen Sie die aktuelle Ruhe am Baukostenmarkt: Preisgleitung im Bau lässt sich jetzt transparent regeln. Stabile Indizes schaffen Verhandlungsspielraum für klare Preise. Gleichzeitig sichern durchdachte Preisgleitklauseln (Wertsicherung, vertragliche Preisanpassung) beide Seiten ab. Hier lesen Sie, welchen Index Sie wählen, welche Regeln in den Vertrag gehören und wie Sie Fallstricke vermeiden. So behalten Sie Kontrolle, Budget und Zeitplan – vom Angebot bis zur Schlussrechnung.
Preisgleitung im Bau verständlich erklärt
Eine Preisgleitklausel – also Preisgleitung im Bau – erlaubt Bauunternehmen, Preise bei Änderungen von Material-, Lohn- und Energiekosten anzupassen. Das wirkt zunächst einseitig. Allerdings würden viele Firmen ohne solche Klauseln hohe Sicherheitszuschläge kalkulieren oder gar nicht anbieten. Folglich kann eine fair formulierte Klausel beiden Seiten nützen. Entscheidend ist die Bindung an offizielle Indizes von Statistik Austria. Diese messen regelmäßig die Kostenentwicklung je Bausparte und liefern damit eine objektive Basis. Somit erhält Ihre Preisbildung eine transparente, nachvollziehbare Grundlage.
Wichtig für Sie: Die Anpassung folgt klaren Indexwerten, nicht dem Bauchgefühl. Zudem sollten Sie den Mechanismus verstehen, bevor Sie unterschreiben. Daher klären wir gleich Auswahl, Regeln und typische Fehler.
So nutzen Sie Indizes zu Ihrem Vorteil
Marktlage 2025: Chancen für Bauherr:innen
Nach den Ausschlägen 2021–2023 hat sich die Lage beruhigt. Der Baukostenindex für Wohnhaus- und Siedlungsbau lag im August 2025 bei 130,5 Punkten; das sind nur 1,6 % mehr als im August 2024. Zum Vergleich: 2022 gab es teils zweistellige Zuwächse. Zudem stieg der Baupreisindex Hochbau im 2. Quartal 2025 auf 137,8 Punkte, lediglich 1,0 % im Jahresvergleich. Interessant ist der Markttrend: Die Baupreise steigen langsamer als die allgemeine Inflation. Daher herrscht spürbarer Wettbewerbsdruck. Im Straßenbau zeigte sich sogar ein Rückgang von 0,2 %. Das stärkt Ihre Verhandlungsposition.
Den richtigen Bauindex heute bewusst wählen
In Österreich existieren mehrere Baukostenindizes je Bausparte. Für private Projekte ist meist der Baukostenindex Wohnhaus- und Siedlungsbau zentral. Er bildet Material-, Lohn-, Transport- und Maschinenkosten typischer Wohnbauvorhaben ab. Der Baukostenindex Hochbau (gesamt) umfasst auch gewerbliche Bauten und ist daher häufig weniger passend. Für spezialisierte Arbeiten gibt es Teilindizes, etwa im Straßen- oder Siedlungswasserbau. Außerdem wichtig: Baupreisindex und Baukostenindex sind verschieden. Der Baukostenindex misst die Unternehmenskosten, der Baupreisindex die von Ihnen bezahlten Preise. Für Preisgleitung im Bau wird üblicherweise der Baukostenindex genutzt. Unser Tipp: Für ein klassisches Eigenheim passt der Baukostenindex Wohnhaus- und Siedlungsbau (Basis 2020 = 100 Punkte).
Klare Regeln in Ihrer Preisgleitung
Eine Preisgleitung im Bau ohne Regeln ist riskant. Definieren Sie daher eine Auslöse‑Schwelle (Grenzwert für Anpassung), üblich ±2 % bis ±5 %. Erst oberhalb von z. B. 3 % erfolgt eine Korrektur. Dadurch vermeiden Sie Kleinbetragsanpassungen. Benennen Sie außerdem klare Stichtage (Messzeitpunkt). Häufig sind Angebot zu Abrechnung, Zuschlag zu Abschlag oder quartalsweise Anpassung. Je später der Stichtag, desto höher Ihr Risiko. Vereinbaren Sie ferner eine Kappung (Obergrenze), etwa ±8 %, um extreme Ausschläge zu begrenzen. Verhindern Sie schließlich doppelte Wertsicherung: Entweder Indexklausel oder pauschale Inflationsanpassung – nicht beides. Lassen Sie den Vertrag vorab prüfen und Beratung anfordern.
Strategien für 2025/26: So verhandeln Sie
Stabile Lage: Fixpreise sichern, Schwellen anheben, kleinen Puffer einplanen.
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Fixpreisphasen konsequent nutzen
Bei 6–12 Monaten Bauzeit sind Fixpreise oft möglich. So sichern Sie die Kalkulation und sparen Aufwand.
- Standardhäuser mit klarem Leistungsverzeichnis.
- Zeitliche Fixpreisphase vertraglich festlegen und benennen.
- Änderungsprozesse regeln, damit Fixpreise nicht durch Nachträge verwässert werden.
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Auslöse‑Schwellen bewusst erhöhen
Setzen Sie 4–5 % statt 2 %. Dadurch sinkt die Anpassungsrate.
- Zur aktuellen Indexdynamik mit rund 1,5 % p. a. passend
- Schwelle gilt symmetrisch: Steigerungen und Senkungen erst ab Erreichen
- Schriftlich fixieren, ab wann und wie auf neue Indexstände reagiert wird
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Risikopuffer realistisch planen
Kalkulieren Sie zusätzlich 2–3 % ein. Somit bleiben Sie flexibel.
- Puffer getrennt vom Reservebudget führen.
- Nur bei Auslösung der Klausel nutzen, sonst Projektkosten senken
- Dokumentieren, wofür der Puffer gedacht ist und wer darüber entscheidet
Typische Fehler vermeiden
- Standardklauseln aus 2022/23 ungeprüft übernehmen. Diese sind zu großzügig für heutige Märkte und erhöhen Ihr Risiko.
- Falschen Index akzeptieren, obwohl der Wohnhaus‑ und Siedlungsbau‑Index passender wäre.
- Unpräzise Stichtage wie „aktueller Index bei Abrechnung“ zulassen. Definieren Sie stattdessen klare Daten und Vergleichszeitpunkte.
- Zu späte Stichtage wählen. Dadurch steigt Ihr Risiko mit jeder Verzögerung.
- Keine Kappung vereinbaren und so extreme Ausschläge voll durchreichen.
- Doppelte Wertsicherung akzeptieren: Indexklausel plus Inflationspauschale. Vereinbaren Sie eindeutig nur eine Methode.
- Zu niedrige Auslöse‑Schwellen festlegen. Bei 2 % wird häufig angepasst, obwohl die Marktlage moderat ist. Erhöhen Sie auf 4–5 %.
- Auf mündliche Zusagen vertrauen. Halten Sie alle Punkte schriftlich fest, einschließlich Index, Stichtage, Schwelle und Kappung.
Fazit
Die Baukosten haben sich beruhigt, doch Verträge entscheiden über Ihr Risiko. Wählen Sie daher den passenden Index, definieren Sie klare Stichtage und setzen Sie Kappungen. Zudem erhöhen Sie Auslöse‑Schwellen und vermeiden doppelte Wertsicherung. So nutzen Sie 2025/26 die Marktruhe für Fixpreise oder sehr moderate Gleitungen. Wenn Sie Ihre Vereinbarungen sauber dokumentieren, starten Sie mit Planungssicherheit und halten Ihr Budget bis zur Schlussrechnung.
Quellen: wko.at, statistik.at, statistik.at, bauakademie.at, wikipedia.org