Seit Mai 2025 gelten neue Kollektivverträge am Bau. Daher steigen die Löhne in mehreren Gewerken deutlich. Für Sie als Bauherr:in, Käufer:in oder Investor:in wirkt sich das unmittelbar auf Angebote, Bauzeit und Abrechnung aus. Gleichzeitig lassen sich die Effekte steuern. Mit klaren Verträgen, realistischen Zeitpuffern und einer angepassten Kostenreserve halten Sie Ihr Budget. Zudem helfen strukturierte Ausschreibungen, die Preistreiber zu erkennen und gezielt zu verhandeln.
So wirken die KV-Plus auf Ihr Budget
Die Lohnerhöhungen variieren je nach Gewerk, bewegen sich jedoch auf ähnlichem Niveau. Im Baugewerbe und in der Bauindustrie steigen die kollektivvertraglichen Löhne ab 1. Mai 2025 um 2,70 Prozent. Für das Baunebengewerbe, das rund 60.000 Beschäftigte in 9.000 Betrieben umfasst, wurden sogar 2,84 Prozent vereinbart. Gleichzeitig erhalten Tischler und Holzgestalter 2,85 Prozent mehr. Das betrifft 18.500 Beschäftigte und somit praktisch jeden Ausbau. Dadurch verändern sich Kalkulationen in vielen Projekten.
Zusätzlich steigen Zulagen, Prämien und Taggelder entsprechend an. Folglich erhöhen sich nicht nur die Grundlöhne, sondern auch Nebenkosten pro Einsatz. Daher wirken die Anpassungen breit in Ihre Baukosten hinein.
Das sollten Sie jetzt beachten.
Darum steigen Ihre Baukosten ab Mai 2025
Seit Mai 2025 kosten alle Handwerkerstunden mindestens 2,7 Prozent mehr als im April. Bei einem durchschnittlichen Stundensatz von 60 Euro sind das 1,60 Euro zusätzlich pro Stunde. Klingt wenig, summiert sich jedoch schnell. Besonders betroffen sind personalintensive Gewerke wie Rohbau, Ausbau und Installationen. Ein typisches Einfamilienhaus mit 500 Stunden verteuert sich allein dadurch um über 800 Euro. Außerdem geben Haupt- und Subunternehmer gestiegene Personalkosten weiter. Somit wirken Erhöhungen durch die gesamte Lieferkette.
So vermeiden Sie unnötige Mehrkosten am Bau
Prüfen Sie zunächst laufende Verträge. Sind Preisgleit- oder Indexklauseln vereinbart, können Unternehmen die Lohnsteigerungen womöglich direkt weiterbelasten. Fehlen solche Regelungen, bleiben bereits fix beauftragte Leistungen häufig unverändert. Für neue Projekte gilt: Hinterfragen Sie Preisanpassungsklauseln kritisch und akzeptieren Sie sie nur, wenn auch Rückgänge weitergegeben werden. Alternativ verhandeln Sie Pauschalpreise mit einkalkulierten Lohnsteigerungen. Zudem planen Sie realistische Bauzeitpuffer ein, um Qualitätsmängel zu vermeiden. Erhöhen Sie schließlich die Budget-Reserve: Zu 10–15 Prozent empfehlen sich zusätzlich 3–5 Prozent bei personalintensiven Gewerken. Für eine zweite Meinung können Sie jederzeit eine Beratung anfordern.
Ausblick bis zum Frühjahr 2026
Die aktuellen Kollektivverträge laufen meist bis April 2026. Für die Verlängerung ist bereits eine automatische Anpassung an die Inflationsrate des Jahres 2025 vorgesehen. Bei einer prognostizierten Inflation von 2–3 Prozent können Sie daher mit weiteren Kostensteigerungen rechnen. Planen Sie folglich Bauabschnitte vorausschauend. Wenn möglich, schließen Sie personalintensive Arbeiten vor den nächsten Lohnrunden im Frühjahr 2026 ab. Sprechen Sie zudem frühzeitig mit Ihren Handwerkern über Kapazitäten und Termine. So reduzieren Sie Risiken bei Preis und Qualität.
Chancen erkennen und gezielt nutzen
Steigende Löhne sichern Fachkräfte. Dadurch profitieren Sie mit besserer Verfügbarkeit und Qualität.
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Laufende Projekte absichern
Prüfen Sie sofort Ihre Verträge und Nachträge. Klären Sie anschließend Index- oder Preisgleitklauseln schriftlich.
- Vertrag auf Preisgleitklauseln prüfen
- Indexgrundlage und Stichtage sorgfältig vergleichen
- Schriftliche Klarstellung zu Mehr- oder Minderpreisen beim Auftragnehmer einholen
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Neue Verträge smart verhandeln
Pauschalen prüfen, Rückgänge absichern, Alternativen verlangen.
- Pauschalpreise mit Lohnsteigerung einkalkuliert vereinbaren
- Preisanpassungen nur mit Symmetrie für Preisrückgänge akzeptieren
- Leistungsumfang präzise definieren und Nebenleistungen eindeutig regeln
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Zeit und Budget stabil halten
Zeitpuffer einplanen und Budget-Reserve gezielt erhöhen.
- Realistische Bauzeitpuffer je Gewerk festlegen
- Reserve von 10–15 % um weitere 3–5 % ergänzen
- Abläufe straffen, jedoch Qualitätskontrollen und Abnahmen fix einplanen
Ihre nächsten Schritte im Überblick
- Kostenstatus aktualisieren: Vergleichen Sie aktuelle Angebote mit der Vorkalkulation und markieren Sie lohnintensive Positionen.
- Verträge sichten: Prüfen Sie Preisgleit- und Indexklauseln sowie Stichtage und Dokumentationspflichten.
- Vergabestrategie anpassen: Holen Sie mehrere Angebote ein, bewerten Sie neben Preisen auch Klauseln, Termine und Kapazitäten.
- Bauzeitenplan aktualisieren und angemessene Puffer je Gewerk einbauen.
- Budget-Reserve gezielt um zusätzlich 3–5 % erhöhen.
- Kommunikation stärken: Besprechen Sie Änderungen frühzeitig mit Unternehmern und Subunternehmern und dokumentieren Sie Zusagen.
- Leistungsbeschreibungen schärfen: Definieren Sie Schnittstellen, Nebenleistungen und Qualitätskriterien eindeutig, damit Nachträge seltener sind und Preise belastbar bleiben.
- Zeitlich priorisieren: Schließen Sie personalintensive Gewerke nach Möglichkeit vor Frühjahr 2026 ab und planen Sie Folgelose taktisch.
Fazit
Die Bau-Kollektivverträge 2025 erhöhen die Löhne spürbar. Deshalb steigen auch die Arbeitskosten in vielen Projekten. Mit sauberer Vertragsprüfung, kluger Vergabe und realistischen Puffern halten Sie jedoch die Kontrolle. Zudem federt eine angepasste Reserve unvorhergesehene Effekte ab. Planen Sie vorausschauend und priorisieren Sie personalintensive Leistungen. So bleibt Ihr Bauvorhaben trotz steigender Löhne verlässlich finanzierbar.
Quellen: gbh-br.at, gbh.at, gbh.at, oegb.at, kollektivvertrag.at