Sie planen einen Neubau oder eine größere Sanierung? Dann sollten Sie eine Neuerung kennen, die ab 2026 sichtbar wird: das EU‑Lieferkettengesetz. Für Bauprojekte ist der Begriff EU-Lieferkettengesetz Bauprojekte gebräuchlich; offiziell heißt es Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD). Es betrifft vor allem größere Projekte und etablierte Baupartner. Dennoch profitieren auch kleinere Vorhaben von mehr Transparenz. Denn Auftragnehmer müssen Herkunft und Risiken zentraler Baustoffe belegen. So gewinnen Sie Planungssicherheit, ohne Ihr Budget spürbar zu belasten.
EU-Lieferkette: Was 2026 auf Sie zukommt
Die EU zieht ab 2026 die Zügel straffer an. Bauunternehmen und Materiallieferanten müssen belegen, dass Rohstoffe wie Holz, Stahl, Naturstein und Ziegel nicht unter Verstößen gegen Menschenrechte oder Umweltstandards entstanden sind. Dadurch werden Lieferketten transparenter. Außerdem steigt die Dokumentation, und Kontrollen nehmen zu. Österreich hat bis zum 26. Juli 2026 Zeit, die Richtlinie in nationales Recht zu überführen. Danach folgt eine Übergangsfrist. Folglich treffen erste Pflichten Unternehmen ab 2027/2028. Viele starten jedoch 2026 mit der Vorbereitung.
Schon heute gilt in Deutschland ein Lieferkettengesetz für Unternehmen ab 1.000 Beschäftigten (seit 1. Januar 2023). Österreichische Firmen mit deutschen Partnern erfüllen daher bereits Vorgaben.
Was gilt für Ausschreibung, Verträge und Kosten?
Wer betroffen ist: EU-Lieferkettengesetz Bauprojekte
Betroffen sind vor allem Vorhaben mit größeren Bauträgern, Generalunternehmern oder etablierten Planungsbüros, insbesondere wenn diese am deutschen Markt tätig sind oder zuliefern. Zudem wirken sich die Regeln auf Projekte aus, die ab 2026 ausgeschrieben oder vergütet werden. Besonders relevant ist das bei mittleren bis größeren Bauprojekten, etwa gewerblichen oder mehrgeschossigen Wohnbauten. Hingegen spüren private Kleinprojekte mit lokalen Handwerkern die Änderungen deutlich weniger. Dort bleibt die Vergabe meist traditionell und überschaubar.
So wirkt es sich praktisch auf Ihr Bauvorhaben aus
Zunächst zur Ausschreibung: Auftragnehmer fordern vermehrt Nachweise an, und Sie müssen diese bereitstellen. Das bedeutet mehr Dokumentation, jedoch nicht zwingend Mehrkosten. Gefragt sind zum Beispiel Risikoprüfungen für kritische Materialien, Beschaffungspläne zur Herkunft der Rohstoffe sowie Lieferantenbestätigungen zu Arbeitsrechten. Danach folgen Verträge: Bauträger und Generalunternehmer integrieren verstärkt vertragliche Zusicherungen, die menschenrechtliche und ökologische Risiken ausschließen. Der Verhandlungsspielraum ist begrenzt. Anschließend zur Kalkulation: Leichte Kontrollkosten können die Materialpreise minimal beeinflussen, wichtiger ist jedoch Zeit. Dokumentation braucht Vorlauf, insbesondere bei Lieferungen aus Ländern mit erhöhten Governance‑Risiken.
Kosten und Zeit realistisch planen
Kurz gesagt: Ihre Kosten steigen voraussichtlich nicht dramatisch. Transparenz in der Lieferkette spart langfristig, weil Risiken früher erkannt werden. Deshalb ändert sich bei Projekten, die 2025 oder früher starten, wenig. Ab 2026 wird das Vorgehen zur Routine, ähnlich wie heute beim Arbeitsschutz oder der Baubiologie. Größere europäische Bauunternehmen haben vergleichbare Standards bereits implementiert. Folglich zahlen Sie nicht extra dafür, dass sich die Vorgaben verschärfen. Sie profitieren vielmehr von stabileren Abläufen und besser planbaren Terminen.
Ihre nächsten Schritte als Bauherr:in
Orientieren Sie sich an drei Maßnahmen. So bleiben Abläufe stabil.
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Früh klären, wer was liefert
Sprechen Sie früh mit Bauträger und Planer über Nachweise und Prozesse. So sinkt das Risiko späterer Verzögerungen.
- Fragenkatalog früh teilen und priorisieren
- Dokumentvorlagen für Ausschreibung und Vergabe abstimmen
- Beschwerdeverfahren, Eskalationsstufen und Ansprechpartner gemeinsam festlegen und schriftlich dokumentieren
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Regionalität im Einkauf gezielt nutzen
Lokale Beschaffung reduziert Komplexität und erleichtert Nachweise.
- Regionale Holz- und Ziegelwerke gezielt bevorzugen
- Lieferanten in erreichbarer Nähe wählen, um Vorlaufzeiten zu verkürzen
- Partner mit Deutschlandbezug auswählen; dort gelten ähnliche Standards seit 2023
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Zeitpuffer und Zertifikate einplanen
Planen Sie ab 2026 10–15 % Zeitpuffer ein. Prüfen Sie Zertifikate.
- Zeitbedarf früh im Terminplan reservieren
- FSC‑Zertifizierung (nachhaltige Forstwirtschaft) bevorzugen
- DGNB‑Standard (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) berücksichtigen
Praxis-Checkliste für Ihr Projekt
- Definieren Sie Materiallisten mit Kennzeichnung kritischer Positionen, etwa Stahl, Naturstein, Holz. Dadurch erleichtern Sie Risikoanalysen.
- Bitten Sie Lieferanten um vorhandene Zertifikate und Selbstverpflichtungen. So sparen Sie Zeit.
- Verankern Sie in Ausschreibungen Anforderungen an Beschaffungspläne und Lieferantenbestätigungen zu Arbeitsrechten. Dadurch vermeiden Sie Nachforderungen.
- Planen Sie Meilensteine für Dokumentenprüfungen ein. So bleibt der Bauablauf stabil.
- Nutzen Sie regionale Quellen, wenn möglich. So sinkt Ihr Compliance‑Aufwand (Einhaltung von Regeln).
- Prüfen Sie Verträge auf Sorgfaltsklauseln und Haftungsregelungen. Klären Sie zugleich, welche Nachweise wer liefert und bis wann.
- Hinterlegen Sie ein Eskalationsschema für Abweichungen, einschließlich Beschwerdekanal und Zuständigkeiten. Dadurch handeln Sie bei Problemen strukturiert und vermeiden Stillstände.
- Kalkulieren Sie Puffer für internationale Lieferungen ein und prüfen Sie Alternativen. Beratung anfordern, wenn Sie Risiken und Termine absichern wollen.
Fazit
Das EU‑Lieferkettengesetz ist kein Schreckgespenst, sondern ein Schritt zu mehr Transparenz im Bausektor. Ab 2026 wird es sichtbar: etwas mehr Dokumentation, etwas mehr Vorlauf und verlässlichere Materialien. Deshalb lohnt sich rechtzeitige Planung mit Ihrem Bauträger oder Planer. Zudem sichern regionale Beschaffung und zertifizierte Partner zügige Abläufe. So steigern Sie die Qualität Ihres Projekts, ohne merklich höhere Kosten einzuplanen.
Quellen: report.at, arbeiterkammer.at, oegfe.at, wko.at, documedia.at, gtai.de, wienenergie.at, iv.at, oegb.at – ausgewählte Analysen, Positionen und Branchenzahlen aus Österreich und der EU.