ÖNORM A 6241-2: BIM-Regeln, Nutzen und klare Praxis

ÖNORM A 6241-2: BIM-Regeln, Nutzen und klare Praxis

ÖNORM A 6241-2

Sie planen ein Eigenheim oder eine umfassende Sanierung? Dann lohnt sich ein Blick auf die überarbeitete ÖNORM A 6241-2 zum BIM. Sie schafft klare Regeln für die digitale Bauwerksdokumentation und damit für Planung, Bau und Betrieb. Dadurch sprechen alle Beteiligten dieselbe digitale Sprache. Außerdem sinken Fehlerrisiken und Kosten bleiben transparenter. Deshalb betrifft die Norm nicht nur Großprojekte, sondern zunehmend private Vorhaben. Holen Sie früh Klarheit ein – zu Datenformaten, Zuständigkeiten, Informationsübergaben und Prüfprozessen.

So wirkt die ÖNORM A 6241-2 im Alltag

Die ÖNORM A 6241-2 definiert, wie Gebäudedaten strukturiert, verwaltet und zwischen allen Parteien ausgetauscht werden. Dadurch entsteht ein gemeinsames Verständnis über Inhalte, Formate, Termine und Qualität. Zugleich orientiert sich die Norm an EN ISO 19650 und präzisiert Rollen sowie Verantwortlichkeiten. So wissen Architekt:innen, Ausführende und Sie als Auftraggeber:in, wer wann welche Informationen liefern und prüfen muss. Verpflichtend ist die Nutzung interoperabler Formate wie IFC, damit Daten konsistent bleiben, auch wenn Software oder Teams wechseln.

Kurz gesagt: Die Norm strukturiert Informationen, Verantwortlichkeiten und Datenübergaben. So reduzieren Sie Missverständnisse, beschleunigen Entscheidungen und sichern belastbare Unterlagen für Planung, Bau und Betrieb.

Das zahlt sich auch bei Einfamilienhäusern aus.

Die zentralen Neuerungen verständlich erklärt

Erstens sorgen klar definierte Rollen für weniger Reibung: Zuständigkeiten, Liefertermine und Prüfschritte sind festgelegt. Zweitens regelt der LOIN (Level of Information Need), welche Detailtiefe in welcher Projektphase erforderlich ist. Dadurch erhalten Sie genau die Unterlagen, die Sie zum jeweiligen Zeitpunkt brauchen. Drittens standardisiert die Norm die Datenübergabe über den IFC-Standard. Modelle und Informationen lassen sich ohne Verluste zwischen Beteiligten und Programmen austauschen.

Konkreter Nutzen für private Bauherr:innen

Mit der strukturierten Datenerfassung gewinnen Sie Planungssicherheit über den gesamten Lebenszyklus Ihres Hauses: von der Idee über die Ausführung bis zur Wartung und den späteren Rückbau. Dadurch entsteht eine lückenlose digitale Dokumentation. Standardisierte Lieferobjekte je Meilenstein erleichtern die Kostenkontrolle, weil Fortschritt und Budget sauber vergleichbar werden – Abweichungen erkennen Sie früh. Darüber hinaus unterstützt konsequentes Produktinformationsmanagement die Wartung: Materialien, Eigenschaften und Zyklen bleiben nachvollziehbar. So treffen Sie spätere Sanierungsentscheidungen fundierter. Nicht zuletzt wird die Relevanz mindestens bis 2026 steigen.

Praxis-Tipps für Ihr BIM-Projekt

Fragen Sie bei der Planerauswahl gezielt nach BIM-Erfahrung, eingesetzter Software und gelebten Prozessen. Klären Sie zusätzlich, ob die Anforderungen der ÖNORM A 6241-2 verbindlich umgesetzt werden und wie die Qualitätssicherung organisiert ist. Definieren Sie früh Ihre Auftraggeber-Informations-Anforderungen (AIA) und vereinbaren Sie einen BIM-Abwicklungsplan (BAP). Lassen Sie sich vollständige Datenübergaben im IFC-Format zusichern und werfen Sie einen Blick auf Referenzen. Für individuelle Fragen können Sie jederzeit unverbindlich Beratung anfordern.

Checklisten für Ihre sichere Auswahl

Nutzen Sie die Checklisten unten – so fragen Sie gezielt und sichern Qualität.

  1. Planerauswahl mit BIM-Kompetenz

    Prüfen Sie Erfahrung, Prozesse und Formate. Referenzen und Softwareeinsatz sollten benannt sein.

    • Arbeitet das Büro bereits modellbasiert mit BIM?
    • Werden die Vorgaben der ÖNORM A 6241-2 umgesetzt?
    • Erhalten Sie Modelle und Daten zusätzlich im IFC-Format für Nutzung und Archivierung?
  2. Saubere Verträge und klare Prozesse

    Fixieren Sie AIA und BAP sowie verbindliche IFC-Übergaben.

    • Definieren Sie präzise Auftraggeber-Informations-Anforderungen.
    • Vereinbaren Sie einen BIM-Abwicklungsplan mit Rollen, Terminen und Prüfschritten.
    • Sichern Sie die Datenübergabe in IFC je Meilenstein und zum Projektende.
  3. Qualitätssicherung verbindlich leben

    Verlangen Sie Modellprüfungen und klare Prüfberichte je Meilenstein.

    • Gibt es definierte Prozesse zur Modellprüfung?
    • Wer dokumentiert Ergebnisse und leitet Korrekturen weiter?
    • Wie wird geprüft, dass Kollisionen, Mengen und Attribute konsistent vorliegen?

Schritte von Planung bis Übergabe

  1. Bedarf klären und Zielbild festlegen: Raumprogramm, Budgetrahmen, Qualitätsziele; Zuständigkeiten und Kommunikationswege früh abstimmen.
  2. AIA definieren: Welche Informationen, Formate und Termine je Phase? So schaffen Sie klare, messbare Erwartungen.
  3. BAP vereinbaren: Prozesse, Rollen, Austauschformate, Prüfschritte und Meilensteine fixieren – ein belastbarer Projektfahrplan.
  4. Modellaufbau starten und Informationsanforderungen je Phase umsetzen; Modellstruktur und Attribute konsistent halten.
  5. Modellprüfungen durchführen und Findings dokumentieren; Freigaben und Korrekturen nachvollziehbar versionieren.
  6. Ausschreibung und Vergabe mit konsistenten Mengen und Attributen erstellen; so reduzieren Sie Schnittstellenrisiken.
  7. Bauausführung begleiten: Modelle fortschreiben, Lieferobjekte je Meilenstein liefern, Qualität gemäß BAP prüfen und Kostenfortschritt abgleichen.
  8. Übergabe und Betrieb: IFC-Modelle und Dokumentation übernehmen, Wartungsinfos bereitstellen und revisionssicher archivieren.

Fazit

BIM nach ÖNORM A 6241-2 klingt technisch, bringt jedoch greifbare Vorteile. Sie erhalten klare Zuständigkeiten, planbare Lieferobjekte und verlässliche Daten über den ganzen Lebenszyklus. Dadurch vermeiden Sie Fehler und erkennen Kostenabweichungen früher. Außerdem erleichtert die digitale Dokumentation Wartung und spätere Umbauten. Wer jetzt umsichtig vorgeht, macht sein Projekt zukunftssicher und stärkt den Wiederverkaufswert durch vollständige Unterlagen.

Quellen und vertiefende Lektüre: nachhaltigwirtschaften.at (Schriftenreihe, BIM-Ökologie) und wko.at (BIM-Handbuch, Praxis). Inhalte zuletzt redaktionell geprüft. Stand: laufende Aktualisierung.

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