Sie planen zu bauen oder zu sanieren und wünschen echte Ruhe in den eigenen vier Wänden? Genau dafür wurde der OIB Schallschutz (Minderung von Lärmübertragung) zuletzt deutlich geschärft. Dadurch profitieren Neubauten und Sanierungen von höheren Standards und spürbar mehr Wohnkomfort. Gleichzeitig vermeiden klare Regeln typische Konflikte mit Nachbarn und Hausgemeinschaft. So wissen Sie früh, worauf es ankommt – von der Planung bis zur Übergabe.
So wirkt der OIB Schallschutz auf Sie
Die OIB‑Richtlinie 5 regelt den Schallschutz in Gebäuden österreichweit und schafft einheitliche Mindeststandards. Sie gilt für Bauwerke mit Aufenthaltsräumen und Ruheanspruch, also insbesondere für Wohnhäuser, Reihenhäuser, Mehrfamilienhäuser und Bürogebäude. Dabei umfasst sie Bauteilschutz zwischen Einheiten, Trittschallschutz (Geräusche durch Schritte) bei Decken und Treppen, Schutz vor Außenlärm, Raumakustik und Erschütterungsschutz. Neu ist der Schutz vor Schallimmissionen (einwirkender Lärm) technischer Anlagen. Dadurch werden moderne Quellen wie Luftwärmepumpen und Klimageräte zuverlässig berücksichtigt. Somit erhalten Nutzer:innen mehr Privatsphäre.
Die Bauordnungen der Länder orientieren sich an diesen Vorgaben und übernehmen sie regelmäßig. Daher sollten Sie prüfen, welche Version in Ihrem Bundesland gilt und ab wann.
So vermeiden Sie Umplanungen und Verzögerungen.
Die wesentlichen Änderungen einfach erklärt
Am deutlichsten betrifft die Novelle technische Anlagen wie Luftwärmepumpen und Klimaanlagen. Abhängig von Tageszeit und Widmungskategorie gelten nun klare Anforderungen an den Dauerschallpegel (durchschnittlicher Geräuschpegel über Zeit). Deshalb muss eine Wärmepumpe so geplant werden, dass Nachbarn nicht durch Brummen oder Vibrationen gestört werden. Außerdem wurden Anforderungen nach Nutzungsart differenziert: Für Klassenräume und Hotelzimmer gelten um 5 dB niedrigere Schalldämm‑Maße (Maß für Lärmminderung) als für Wohnungen. Bei Außenlärm gibt es Erleichterungen: Das resultierende Schalldämm‑Maß von Außenbauteilen wurde bei mittleren Pegeln, etwa 50–60 dB tagsüber und 40–50 dB nachts, um rund 5 dB gesenkt; Mindestwerte einzelner Bauteile bleiben unverändert.
Was das konkret für Ihr Bauprojekt bedeutet
Für Bauherr:innen zahlt sich guter Schallschutz unmittelbar aus. Sie gewinnen Nachtruhe, halten Gespräche in den eigenen vier Wänden und steigern den Immobilienwert. Gleichzeitig sinkt das Konfliktpotenzial mit Nachbarn spürbar. Dennoch gelingt das nur mit frühzeitiger Planung. Zunächst sind Anschlussdetails wie Wand‑Decken‑Anschlüsse, Rohrdurchführungen und Installationsschächte kritisch, da hier Schallbrücken entstehen können. Daneben leiten flankierende Bauteile Schall seitlich weiter, weshalb Entkopplungen nötig sind. Treppen übertragen Trittschall und Körperschall (Schwingungen im Bauteil) über mehrere Geschosse, daher brauchen sie besondere Sorgfalt. Schließlich verlangen Wärmepumpen, Lüftungen und Klimageräte eine schallgedämmte Montage und Abstand zu Schlafzimmern oder Grundstücksgrenzen. Frühzeitige Unterstützung durch Fachleute ist sinnvoll; bei Bedarf Beratung einbinden.
Erschütterungen im Blick behalten
Ein oft unterschätztes Thema ist der Erschütterungsschutz. Die Richtlinie fordert Maßnahmen gegen Vibrationen durch technische Anlagen, damit in Nachbarwohnungen keine spürbaren Bewegungen auftreten. Insbesondere Waschmaschinen, Aufzüge und Heizungspumpen dürfen Körperschall (Schwingungen im Bauteil) nicht in tragende Bauteile einleiten. Deshalb sind schwingungsentkoppelte Aufstellungen, elastische Lager und fachgerechte Befestigungen entscheidend. Zudem hilft eine sorgfältige Planung der Aufstellorte, sensible Räume wie Schlafzimmer zu schützen. So vermeiden Sie Beschwerden und teure Nachbesserungen.
So setzen Sie Schallschutz richtig um
Diese Schritte führen Sie strukturiert durch Planung, Ausführung und Übergabe.
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Schallschutznachweis früh beauftragen
Beziehen Sie eine Fachplanung Bauphysik bereits in der Entwurfsphase ein. So erkennen Sie Risiken früh und vermeiden teure Änderungen.
- Nachweis prüft Konstruktionen und Details.
- Ergebnisse zeigen Reserven und Engstellen je Bauteil.
- Empfehlungen leiten Maßnahmen ab, damit Anforderungen erfüllt und Schnittstellen klar dokumentiert sind.
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Ausführungsqualität konsequent sichern
Ohne saubere Ausführung verpufft Planung. Daher helfen Kontrollen.
- Fugen vollflächig verfüllen, Trennwände bis zur Rohdecke führen.
- Entkopplungen an Lagern, Randstreifen und Treppenläufen exakt einbauen.
- Fotos und Prüfprotokolle je Gewerk sichern, um Qualität nachvollziehbar zu machen.
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Anlagen klug planen und platzieren
Standort und Aufstellung prägen den Lärm. Folglich zählt jedes Detail.
- Abstand zu Schlafzimmern und Nachbargrenzen wahren.
- Geräte elastisch lagern, Leitungen entkoppeln und Körperschall vermeiden.
- Dauerschallpegel je Widmung und Tageszeit einhalten; Betriebsmodi anpassen.
Konkrete Schritte in der Praxis
- Geltende OIB‑Version im Bundesland und Übergangsfristen klären; danach Projektziele und Qualitätsstandards festlegen.
- Früh Bauphysik einbinden und Schallschutznachweis beauftragen, mit Beratung zu Risiken und Reserven.
- Grundrisse, Wand‑ und Deckenaufbauten sowie Anschlussdetails prüfen; flankierende Übertragungswege identifizieren und wirksam entkoppeln.
- Anlagenkonzept festlegen, Aufstellorte prüfen und Erschütterungen berücksichtigen.
- Geprüfte Systemdetails anfordern und in die Ausschreibung übernehmen.
- Ausführung überwachen: Fugen füllen, Entkopplungen lückenlos einbauen, Treppenlager kontrollieren und Schnittstellen sauber klären.
- Dokumentation sammeln: Nachweise, Produktblätter, Fotos und Prüfprotokolle je Gewerk; somit bleiben Qualität, Verantwortungen und Änderungen nachvollziehbar.
- Inbetriebnahme vorbereiten: Betriebsgeräusche der Anlagen bewerten und bei Bedarf Betriebsmodi anpassen, damit Dauerschallpegel eingehalten werden.
Fazit
Die aktuellen Anforderungen zum OIB Schallschutz sind kein Selbstzweck, sondern eine Investition in Ihre Wohnqualität. Ja, sie verlangen sorgfältige Planung und eine saubere Ausführung. Daher lohnt sich der Aufwand: Sie gewinnen Ruhe, Privatsphäre und dauerhaft weniger Konflikte. Gleichzeitig vermeiden Sie kostspielige Nachbesserungen. Wer früh Expert:innen einbindet und klare Standards definiert, baut gesetzeskonform – und schafft zugleich ein Zuhause, das langfristig entspannt.
Quellen: wko.at, oib.or.at, oib.or.at, land-oberoesterreich.gv.at, holzbauaustria.at, bauakademie.at, archiphysik.at